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Alternativen zu Wachstumspolitik und ein Wirtschaftssystem jenseits des Wachstums

 

Hier stehen Texte zu den systemischen, makroökonomischen, aber auch kulturellen und lebensweltlichen Alternativen zu Wachstumspolitik und wachstumsorientierter Wirtschaft. Es geht um die Frage, wie eine Wirtschaft die schrumpft oder stabil ist (gemessen in BIP) organisiert werden kann, welche politischen Instrumente für diese Postwachstumsökonomie notwendig sind, um die Fragen nach Umverteilung ohne Wachstum und darum, wie ein gutes leben (buen vivir) jenseits des Wachstums aussehen könnte und wie die Transformation dahin gestaltet werden kann.

Alternative Indikatoren

 

Makroökonomie jenseits des Wachstums

Attac  Ratschlag Göttingen, 2003: Diskussionen in Attac Deutschland
zu einer Alternativen Weltwirtschaftsordnung (AWWO)

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Im Januar 2003 beschloss der Attac-Ratschlag in Göttingen, ein grundsätzliches Positionspapier "für eine ökologische und solidarische Weltwirtschaftsordnung" zu erarbeiten und nach gründlicher Diskussion in den lokalen und Arbeitsgruppen von Attac auf dem Ratschlag im Frühjahr 2004 zu verabschieden. Eine spezielle Arbeitsgruppe AWWO (Alternative Weltwirtschaftsordnung) und einen Entwurf erarbeitet, an dessen Erstellung mehr als ein Dutzend Attac-Mitglieder verschiedener "Strömungen" und Arbeitszusammenhänge beteiligt waren.

 

Biesecker, Adelheid:
Eine zukunftsfähige Ökonomie ist möglich –
Vorsorgendes Wirtschaften

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Postwachstumsökonomie“
an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg am 9.6.10

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Der 13-seitige Text skizziert ein Vorsorgendes Wirtschaften als Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung (sustainable development) und damit als Alternative zur bisherigen kapitalistischen Ökonomie. Prinzipien des Vorsorgenden Wirtschaftens sind Vorsorge (statt Nachsorge), Kooperation (statt Konkurrenz) und Orientierung am Notwendigen (statt an maximalem Profit).

 

Daly, Herman: A Steady State Economy

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Ein Dokument (auf Englisch) von 2008 in dem Daly seinen Begriff der “Steady State Economy” – eine nicht wachsende Ökonomie – skizziert.  Er macht einige konkrete Vorschläge.  Daly ist Mitbegründer des transdisziplinären Wissenschaftsfeldes der Ökologischen Ökonomie. 

 

Holzinger, Hans, 2010: Wirtschaften jenseits von Wachstum? Befunde und Ausblicke

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Diese vom österreichischen Lebensministerium finanzierte 80-seitige Studie bietet einen ersten Überblick über die Triebkräfte des Wachstums sowie erste Ansatzpunkte für Alternativen zur Wachstumsökonomie. Da vieles kurz angerissen wird, beitet die Studie einen sehr schnellen Einsteig. Leider ist dies jedoch recht oberflächlich. Besonders die Alternativen sind nur sehr kursorisch abgehandelt und nicht systematisiert – so steht neben der Erddemokratie Vandana Shivas unvermittelt auch die Forderung nach einer “krisenfesten Marktwirtschaft”.

 

Keynes, John Maynard, 1930: Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere
Enkelkinder/
Economic Possibilities for our Grandchildren

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In diesem berühmten visionären Aufsatz entwirft Keynes eine langfristige utopische Vision für seine Enkelkinder. Hierbei wird deutlich, dass der wahrscheinlich einflussreichste Ökonom  des frühen 20. Jahrhunderts, der generell als Apostel für Wachstumspolitik herhalten muss, selbst ganz anders dachte: Im Kontext der Weltwirtschaftskrise sah Keynes voraus, dass die Wachstumsraten der westlichen Ökonomien noch einige Jahrzehnte zulegen würden, doch dann zurückgehen würden. Dann könnten die Menschen in einer stationären Wirtschaft mit nur sehr wenig Arbeitszeit sich den schönen Dingen des Lebens widmen… Übersetzung aus dem Englischen von Norbert Reuter

 

Müller, Horst: Ökonomisches Kalkül und Wachstum in alternativen Wirtschaftsverfassungen

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In einer kurzen 3-seitigen Skizze plädiert Horst Müller dafür, dass die Alternative zur zunehmend untragbaren kapitalwirtschaftlichen Ökonomik in der Konfigurierung einer veränderten Reproduktionsordnung liegt, welcher praktisch-objektiv ein anderes ökonomisches Kalkül im Sinne einer haushälterischen Wirtschaftsweise innewohnt. Eine grundlegende Bedingung dazu ist die paritätische Inwertsetzung, in der Folge auch Ausweitung der infrastrukturellen und sozial-kulturellen Arbeit und Produktion, die bisher
negativ, als Unkostenfaktor der industriellen Warenproduktion rangiert, wenn nicht sogar dem privatwirtschaftlichen Verwertungsregime unterworfen ist.

 

“Prosperity without Growth”: ein Bericht vom Sustainable Development Commission (UK)

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Eine Umfassende Diskussion – auf Englisch - zu Themen wie “Entkopplung”, “Green New Deal” und „Konsumgesellschaft“.  Das Dokument präsentiert auch makroökonomische Überlegungen, siehe „12 Schritte zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem“.

 

Rätz, Werner/AG Genug für Alle: Es ist genug für alle da – auch ohne Wachstum

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Die AutorInnen wenden u.a. sich gegen eine undifferenzierte "Wohlstands"-Kritik und insistieren auf einer kritischen Analyse der Mechanismen kapitalistischer Ökonomien als Basis der Wachstumskritik. Außerdem weisen sie auf die enormen Ressourcen hin, die für Destruktivkräfte wie Atom- und Gentechnologie sowie Militär aufgewendet werden, und die für tatsächliche Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung stehen würden, wenn eine andere ökonomische Logik zum Tragen käme.

 

 

Rosa Luxemburg Stiftung, RLS Papers, 11/2009: Klima-Crash und Wirtschaftskrise? Wie weiter mit dem Wachstum?

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In dieser Broschüre beschäftigen sich Fritjof Capra, Hazel Henderson, Andreas Exner, Sabine Reiner mit der Frage: Wie weiter mit Wachstum? Sie stellt unterschiedliche Positionen dar in der Debatte im Rat für radikale Realpolitik – der Zukunftskommission der RLS.

 

Stratmann-Mertens, Eckhard, 2005: Abschied vom Wachstum
Soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz können nicht voneinander getrennt werden

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In diesem kurzen Text gibt Stratmann-Mertens einen guten Überblick über die Diskussionen in Attac zu Wachstumskritik bis 2005. Er beschreibt die Konsense und Kontroversen im Zusammenenhang der Erarbeitung eines AWWO-Papiers und stellt seine Positionen dar.

 

Zinn, Karl Georg, 2009: Sättigung oder zwei Grenzen des Wachstums
John Maynard Keynes hat über die kleine Not des Augenblicks hinausgedacht, in: Le Monde diplomatique vom 10.07.2009

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In diesem Artikel führt Zinn in Keynes wachstumskritische Utopie ein und erläutert, wie sich der Kapitalismus über verschiedene Stufen in der Nachkriegszeit entwickeln würde. Zinn analysiert die grundlegenden Sättigungstendenzen besonders im Kontext der aktuellen Krise, die damit auch eine Chance für eine Wirtschaft jenseits des Wachstums bietet.

Wachstum und der Süden

 

Serge LatoucheDie Ideologie der Entwicklung : Abrechnung mit einem hoffnungslosen Begriff  Le Monde Diplomatique, Archivtext vom 15.6.2001

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Die Kritik an „Entwicklung“ hat gewissermaßen den Nährboden für die Wachstumskritik bereitet. 

„SIE kommt nicht selten als Patentlösung für die Probleme des Südens daher und ist doch nichts anderes als ein Vehikel zur Verwestlichung der Welt: die Entwicklung. Ob als "dauerhaft", "nachhaltig" oder auch "endogen" bezeichnet - ohne die zerstörerische Logik der kapitalistischen Akkumulation kommt die Entwicklung nicht aus. Sie führt zu Ungleichheiten, Umweltzerstörung und kultureller Verarmung. Dabei wären durchaus andere Lösungen denkbar, die die Mannigfaltigkeit der Welt stärker in Betracht ziehen und sich auf Erfahrungen stützen, die hier und da mit Formen des Wirtschaftens gemacht wurden, die den Marktgesetzen nicht unterworfen sind.“

 

Latouche, Serge: Minuswachstum: Die falsche Kritik der Alternativökonomen in: Le Monde Diplomatique, 12.11.2004.

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Einige Überlegungen dazu, ob Wachstumsrücknahme auch für den globalen Süden ein richtiger Ansatz ist.

Transformation von Sektoren

 

Stephan Krull (2010): Krise von Auto und Mobilität: Transformation oder Katastrophe

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Die Auto- und Zulieferindustrie ist eine globale Schlüsselindustrie bezogen auf Ressourcenverbrauch und Profit, Beschäftigung, Ausbildung, Forschung und technologische Entwicklung. Diese Industrie prägt seit einem Jahrhundert die Arbeits- und Lebensweise von Millionen Menschen, sie ist verantwortlich für die Zersiedlung  und die Betonierung von Landschaften, für die Zerstörung anderer Verkehrsinfrastrukturen wie Schienen und Wasserwegen. Um das Auto  wird ein religiöser Kult entwickelt, es ist  begehrt von vielen Menschen, denen damit Freiheit, Sicherheit, Stärke, Schnellgkeit, Flexibilität und Glück versprochen wird von der Industrie und den Banken als Kreditgebern. Nach dem zeitweiligen Absturz im Jahre 2009 setzen alle Autokonzerne auf Expansion und treffen auf bommende Märkte in Indien und China. Aber das ist kein Ausweg.Transformation oder Katastrophe - das sind die Alternativen, die der ehemalige Betriebsrat beschreibt.